Kommentar Nato - Blick nach Osten

Die Nato wurde von Moskau überfahren. Noch vor gut eineinhalb Jahren sprach der deutsche Verteidigungsminister offen aus, was alle glaubten, denken zu dürfen: "Wahrscheinlicher als Landes- oder Bündnisverteidigung sind heute Einsätze der Bundeswehr zur Krisenbewältigung und Konfliktverhütung - nahezu überall auf der Welt." Hat man zu früh abgerüstet?

Die offenkundige Wirkungslosigkeit der Diplomatie lässt die Rufe der Scharfmacher lauter erscheinen, als sie sein sollten. Denn natürlich darf weder dem Westen noch dem Osten an einer neuen Konfrontation gelegen sein. Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Einsicht zumindest bisher nicht von Russland geteilt wird.

Noch weiß die Nato nicht, ob sie vom sanften Kurs einer politisch-diplomatischen Allianz abweichen und wieder zu einem militärischen Bündnis zurückkehren soll. Auch wenn entsprechende Pläne jetzt zunächst einmal geprüft werden, dürfte die Entscheidung wohl kaum vor September fallen, wenn die Staats- und Regierungschefs in Wales zu ihrem Gipfeltreffen zusammenkommen. Bis dahin wird es operationelle Nadelstiche durch eine verstärkte Luftraumüberwachung geben, wird die Marine wieder häufiger in See stechen.

Aber das sind nur Signale, die noch keinen Kurswechsel bedeuten. Sollte die Nato allerdings ihre alten Erweiterungspläne aus der Schublade holen und der Ukraine, Georgien, Moldawien oder Aserbaidschan tatsächlich die Türe zu einer Vollmitgliedschaft öffnen, wäre der offene Konflikt mit dem Kreml da.

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