Kommentar Nahost - Zeichen der Schwäche
Das inner-palästinensische Versöhnungsabkommen kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Wenige Tage vor Ablauf der von den USA gesetzten Frist für ein Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern haben die verfeindeten Organisationen Fatah und Hamas in Gaza öffentlich den Schulterschluss zelebriert. Aber die Geste ist kein Zeichen der Stärke, sondern eines der Schwäche und der Verzweiflung.
Palästinenserpräsident Machmud Abbas sieht, dass er in den Verhandlungen mit den Israelis keine Punkte machen kann. In der Bevölkerung hat er dafür längst den Rückhalt verloren, die Palästinenser erhoffen sich nichts von den Friedensverhandlungen. Aber sie wollen seit Langem, dass die Spaltung innerhalb der Palästinenser endlich beendet wird.
Dass die radikal-islamische Hamas, die nicht nur in Israel, sondern auch in den USA und der EU als Terrororganisation gelistet ist, die ausgestreckte Hand nicht ausgeschlagen hat, ist Zeichen ihrer eigenen Schwäche. So stützen sich zwei Strauchelnde gegenseitig.
Israel hätte in dieser Situation ruhig abwarten sollen, da es Präzedenzfälle gibt. Schon mehrfach hat es Anläufe zwischen Fatah und Hamas gegeben, sich auszusöhnen, die alle im Sande verlaufen sind. Aussagen führender Fatah-Politikern zufolge ist eine gemeinsame Regierung mit der Hamas nur denkbar, wenn diese das Existenzrecht Israels anerkennt. Es hätte die Chance gegeben, dass sie dieses Mal den Schritt macht und springt. Aber Israels Regierung hat die Tür zugeschlagen. Das wiederum zeigt ihre eigene Schwäche.