Kommentar Nahost - Blutiger Poker
Das Pokerspiel hat begonnen: Am Dienstag ging die Gaza-Offensive der Israelis in die zweite Woche. Die beiden letzten Operationen dauerten eine beziehungsweise drei Wochen.
Das wird auch dieses Mal der Zeitrahmen sein, in dem sich die Gefechte bewegen werden, auch wenn eine solche Kalkulation zynisch klingt. Denn jede Stunde, in der die Waffen nicht schweigen, drohen mehr unbeteiligte Zivilisten getötet zu werden.
Nun geht es für die Kontrahenten darum festzustellen, ob sie ihre Ziele erreicht haben. Erst wenn beide Seiten das Gesicht wahren können, werden die diplomatischen Bemühungen der USA, der arabischen Staaten und der Europäer, am Dienstag persönlich vertreten durch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Erfolg haben. Der Staat Israel muss sicherstellen können, dass die Raketenbestände und Abschussrampen der radikalislamischen Hamas und der anderen Terrorgruppen zerstört sind. Nur dann lässt sich wirklich ausschließen, dass es in absehbarer Zeit wieder zu einem blutigen Konflikt kommt. Die Hamas wiederum muss die Bezahlung ihrer Zivilbeschäftigten ebenso sichern wie wirtschaftliche Verbesserungen für die Bevölkerung durch Grenzöffnung, während eine Gefangenenfreilassung für die Israelis nicht akzeptabel sein dürfte.
Alles das wäre natürlich beleibe noch kein umfassender Frieden. Am Ende hätte sich nicht wirklich etwas zum Guten gewendet. Alle Seiten sollten daher das Momentum nutzen und auf eine endgültige friedliche Lösung für den Gazastreifen und das Westjordanland dringen.