Kommentar Nahe bei den Menschen

Rainer Maria Woelki wird erst am 20. September als neuer Kölner Erzbischof eingeführt. Doch schon nach seinem ersten Auftritt an neuer Wirkungsstätte am Samstag lässt sich sagen: In der Kölner Kirche wird kaum etwas so bleiben, wie es bisher war.

Natürlich: Woelki steht fest auf dem Boden katholischer Glaubensgrundsätze. Für ihn ist klar, dass weiterhin nur Männer Priester sein dürfen. Er will auch keinen Sonderweg im Blick auf wiederverheiratete Geschiedene, sondern die Beratungen und Entscheidungen der Familiensynode im Herbst abwarten, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Doch unter dieser Ebene wird sich viel ändern. Woelki will die Ökumene voranbringen, Frauen fördern, das Gespräch mit Nicht-Glaubenden suchen, er zeigt sich offen für Kontakte mit Schwulen und Lesben und spricht davon, dass die Kirche nicht in erster Linie Moralanstalt sein dürfe.

Es wäre sicher zu weit her geholt, von einem Franziskus in Köln zu sprechen, aber in dem, was er sagt und wie er es sagt, sind viele Akzente dabei, die in der Tradition der rheinisch-katholischen Kirche von Frings und Höffner stehen - und die unter Meisner verschüttet waren. Die Stimme der Kölner Kirche wird nicht länger nur in kirchlichen Gremien Gewicht haben, sondern weit darüber hinaus von gesellschaftlicher Relevanz sein.

Und was im Rheinland genauso wichtig ist: Mit seinem Bekenntnis zum FC, zum Karneval, ganz allgemein dem kölschen Jeföhl war er gleich bei seinem ersten Auftritt ganz nahe bei den Menschen.

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