Kommentar Misstrauen bleibt

Kräftiger Kurssprung in schwächelndem Umfeld: Die VW-Aktie hat das gestern geschafft. Glaubt man der Börse, löst sich der Skandal namens "Dieselgate" auf.

Ein billiges Kunststoffgitter gegen die Stickstoffbelastung, ein schnelles Update bei der Motorsteuerung. Und gestern nun die Nachricht aus Wolfsburg, auch mögliche Regelwidrigkeiten beim Ausstoß von Kohlendioxid beträfen nicht 800 000, sondern nur 36 000 Fahrzeuge. Höchstens.

Waren die Motoren also doch nicht so schlecht? Waren die Ingenieure doch näher am regelgerechten Ziel als zuerst gedacht? Hatte ein knauseriger VW-Vorstand nur den letzten Meter auf einer ziemlich langen Entwicklungsstrecke nicht mehr finanzieren wollen und die frustrierten Ingenieure damit zur Manipulation verleitet? Erklärt sich die anfängliche Dimension von "Dieselgate" gar nur aus dem Ehrgeiz zu umweltpolitischer Selbstdarstellung einer amerikanischen Behörde?

VW hat Boden gut gemacht. Bisher beschränkt sich das aber vornehmlich auf technische Lösungen. An der technologischen Kompetenz der Wolfsburger hatte auch niemand ernsthaft gezweifelt. Eher war die Unternehmenskultur in Verruf geraten, die ein offenes "Wir schaffen das nicht mit dem vorgegebenen Budget" nicht erlaubte. Allen Strömungsgleichrichtern, Softwareaktualisierungen und hauseigenen Messungen zum Trotz: Es ist gut, dass das Kraftfahrtbundesamt nachmisst. Das muss schon sein, weil die Flensburger Behörde den Herstellern zu viel geglaubt hat. Das Misstrauen ist noch nicht fort. Dem steigenden Kurs zum Trotz.

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