Kommentar Merkel-Debatte in der CDU - Stilfragen

Die öffentliche Merkel-Schelte ist zwar spektakulär. Sie enthält aber in der Sache nicht viel Neues. Angela Merkel konnte die Doppelbelastung aus ihrer Rolle als Kanzlerin und CDU-Chefin nur mit starkem Willen und Autorität stemmen. Die CDU ist zur Kanzlerinnen-Partei geworden.

Was hat die Partei nicht alles klaglos geschluckt: Ende der Wehrpflicht, Atomausstieg, die Aufwertung der Homosexuellen-Ehe - das sind alles Programm-Aussagen, die man bei den Grünen oder der SPD erwartet hätte, nicht aber von der CDU in Regierungsverantwortung. Die Parteibasis murrt; unklar bleibt, wo man sich grundsätzlich politisch verortet und wie viel Konservatismus sich die Union leisten darf.

Das sind Fragen, die intern schon lange gestellt werden. Merkel setzt dagegen ihren bedingungslosen Pragmatismus. Aber der Stil der Debatte zeigt, wie gereizt die Partei ist. Die CDU-Mittelstandsvereinigung ist nicht der Nabel der politischen Welt. Viele jener, die die Kanzlerin politisch abserviert hat, sind an ihren eigenen Problemen gescheitert. Die Abrechnung des Mittelstandschefs übertreibt zudem: Mit Ursula von der Leyen und Thomas de Maizière hat die Kanzlerin zwei Politiker in Reserve, die ein führendes Regierungsamt zweifellos ausfüllen könnten.

Klar: Nach knapp acht Jahren Kanzlerschaft und zwölf Jahren als Parteichefin kommt eine Nachfolgedebatte nicht unerwartet. Ob sich Angela Merkel die Doppelbelastung noch lange zumuten will oder sich ganz auf das Regierungsamt konzentriert, ist allein ihre Entscheidung.

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