Kommentar Korruption im Gesundheitswesen - Homöopathisch

Korruption ist Korruption. Ob es sich bei den Bestochenen um den Chirurgen in der Klinik oder den Hausarzt handelt, ist für Patienten und Kassenbeitragszahler gleich schlimm.

Doch bisher waren niedergelassene Ärzte im Gegensatz zu angestellten Medizinern von strafrechtlicher Verfolgung wegen Korruption ausgeschlossen. Die jetzt beschlossene rechtliche Gleichstellung war ein überfälliger Schritt.

Der Gesetzesentwurf ist allerdings nur eine homöopathische Dosis zur Therapie der Missstände im deutschen Gesundheitssystem. Zwar wird kein Arzt wegen eines geschenkten Kugelschreibers ein bestimmtes Medikament verschreiben.

Und die Auswüchse im Werben der Pharmafirmen um die Ärzte als Verwalter der Milliardenbudgets sind auch im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten deutlich eingedämmt worden. Das liegt unter anderem daran, dass die gesamte Gesellschaft vom Politiker bis zum Journalisten sensibler für Gefahren der Einflussnahme geworden ist.

Doch von Transparenz ist der Medizinbetrieb noch weit entfernt. Die meisten Kassenpatienten scheuen sich weiterhin, ihre Ärzte um eine Auflistung ihrer Behandlungskosten zu bitten oder bei den umstrittenen "Igel"-Leistungen mit privater Zuzahlung kritisch nachzufragen. Hier sind die Kassen gefragt.

Dazu kommen falsch gesetzte ganz legale Anreize. Wenn Ärzte gemäß der Zahl der durchgeführten Operationen Boni erhalten, ist das zwar keine Korruption. Aber auch hier stehen finanzielle Interessen schlimmstenfalls vor denen der Patienten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Am Bedarf vorbei
Kommentar zum Ärztemangel Am Bedarf vorbei
Ein Signal der Stärke
Kommentar zum Königswinterer Bündnis für Demokratie Ein Signal der Stärke
Zum Thema
Die Demokraten zeigen Zähne
Kommentar zur Situation der AfD Die Demokraten zeigen Zähne
Leerstand ist keine Option
Kommentar zu den Problemen der Vermieter Leerstand ist keine Option
Aus dem Ressort