Kommentar Konjunktur in Europa - Reformen, Reformen

Die Prognose klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Fünf Jahre nach dem Tief erhebt sich die EU wie Phönix aus der Asche der Finanzkrise und erreicht - angeblich - im nächsten Jahr wieder das Niveau vor dem Absturz. Doch der Optimismus täuscht.

Nur eine kleine Zahl der Mitgliedstaaten bleibt derzeit mit seiner Neuverschuldung unter der Drei-Prozent-Höchstmarke. Noch dramatischer sieht die Bilanz beim Anteil des Schuldenbergs an der Jahreswirtschaftsleistung aus: Nicht einmal das Zugpferd Deutschland wird in absehbarer Zeit die gesetzte 60-Prozent-Marke unterschreiten.

Gleich drei Staaten konnten den Rettungsschirm verlassen, um wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Ende des Jahres will sogar Athen folgen. Das klingt alles gut, birgt aber die latente Gefahr zu glauben, man habe das Schlimmste überstanden. Dem ist nicht so.

Die überfälligen Reformen werden die betroffenen Mitgliedstaaten noch auf Jahre hinaus drücken. Der politisch durchsichtige Versuch, sich besser zu reden als man ist, führt dazu, an ein Ende des Sparzwangs zu denken. Schon tischt Frankreichs neuer Regierungschef Manuel Valls wieder Forderungen nach einer Abwertung des Euro auf. Das ist weder neu noch originell und war schon bei jedem seiner Vorgänger schlicht Unsinn. Wenn die Krise etwas gezeigt hat, dann die große Bedeutung einer unabhängigen Zentralbank, die Geldpolitik nicht nach tagespolitischer Stimmung macht. Frankreich muss seine Reformen selber durchsetzen und durchstehen. Wie andere auch.

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