Katholische Kliniken Kommentar - Harte Konsequenz

Die doppelte Abweisung eines mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers sei nur ein "Missverständnis", ein bedauerlicher "Einzelfall" gewesen, für den sich die katholischen Kliniken in Köln schließlich entschuldigt hätten? Man könne die Debatte jetzt beenden? Ganz so einfach geht es angesichts der Tragweite des Themas nicht.

Glaubhaft klargestellt wurde: Im Grundsatz wollen und werden katholische Krankenhäuser vergewaltigten Frauen bis zu einem gewissen Punkt, über den noch zu sprechen ist, helfen. Die beiden Assistenzärzte, die eine solche Hilfe verweigerten, hätten einen "Fehler" gemacht und nicht im Sinne des Klinikträgers gehandelt, hieß es. So etwas wird also, das darf man jetzt annehmen, nicht wieder vorkommen. Dennoch bleiben Fragen offen.

Die erste Frage ist, ob die Begriffe "Fehler" und "Einzelfall" nicht Verharmlosungen darstellen. Eine junge Frau in einer solchen Notsituation abzuweisen, war eine drastische Verfehlung, die weder mit dem katholischen Glauben noch mit dem hippokratischen Eid vereinbar ist - ganz gleich, welche Missverständnisse es hier gab.

Nach welcher (sprachlichen) Logik dies dann auch noch als Einzelfall abgetan werden kann, nachdem sich diese Verfehlung gleich zwei Ärzte an zwei Kliniken hintereinander leisteten, erschließt sich ebenso wenig. Es fällt nicht leicht, hier an einen Zufall zu glauben.

Das führt zu der zweiten Frage: Was für ein Klima herrscht in Einrichtungen des Kölner Erzbistums vor, dass Mitarbeiter aus Angst um ihre berufliche Existenz wichtige christliche und medizinische Mindeststandards missachten?

Die dritte, entscheidende und nur sehr schwer zu beantwortende Frage ist aber: Ist es akzeptabel, dass Vergewaltigungsopfern in den katholischen Kliniken auch in Zukunft die "Pille danach" verweigert werden soll? Das Dogma ist klar und eindeutig: Die Pille danach hat zwar nur in den seltensten Fällen eine abtreibende Wirkung, weil sie die Befruchtung der Eizelle ja gerade ausschließen soll.

In jedem Fall soll sie aber die Entstehung menschlichen Lebens verhindern, ähnlich wie ein Kondom. Es ist darum konsequent, dass die medizinische Hilfe in einer katholischen Einrichtung an dieser Stelle endet. Aber es ist eben auch hart und den Frauen gegenüber grausam. Was soll der Arzt einem Vergewaltigungsopfer eigentlich sagen? Dass es eine mögliche Schwangerschaft nun über sich ergehen lassen muss? Bei Donum Vitae hält man das für undenkbar.

Ärzte müssen sich fragen, ob sie unter solchen Bedingungen arbeiten wollen. Die Kirche muss sich fragen, ob solche Dogmen den Glauben nicht irgendwann zu einem Minderheitenprogramm machen. Und die Gesellschaft muss sich fragen, ob katholische Kliniken unter diesen Umständen noch öffentliche Gelder erhalten sollen.

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