Kommentar zum Podolski-Wechsel Kölsches Flair

Bonn · Für alternde Stars der Branche ist die Türkei ein komfortabler Zwischenstopp vor der Ausfahrt in den fußballerischen Ruhestand. Ein Kommentar zum Wechsel von Lukas Podolski zu Galatasaray Istanbul.

Wer den einst großen Namen noch einmal versilbern will, der findet zwischen Trabzon und Antalya oftmals paradiesische Zustände vor. Ein kaum noch vermittelbarer Ronaldinho hat trotz eines desaströs verlaufenen Abstechers nach Mexiko in der Türkei nichts von seiner Popularität eingebüßt, und dem früheren Torjäger Samuel Eto'o wird ein Geldschein-Teppich ausgerollt, damit er in der Touristenmetropole Antalya als neue Attraktion vorgestellt werden kann. Die Herren sind beide Mitte dreißig.

Die Süper Lig nun als Altherren-Liga abzuqualifizieren, wäre aber grundfalsch. Galatasaray, Besiktas oder Fenerbahce sind den deutschen Fans aus regelmäßigen Auftritten in der Champions League vertraut und eine angesehene Adresse im internationalen Vereinsfußball. Der Niederländer Wesley Sneijder steht seit Jahren bei "Gala" unter Vertrag, der frühere Bremer Diego trägt das "Fener"-Trikot, das jetzt auch der portugiesische Stürmer Nani überstreifen will.

[kein Linktext vorhanden]Lukas Podolski ist also in guter Gesellschaft, wenn er zum Dienstbeginn beim türkischen Meister Galatasaray antritt. Für den "kölschen Jung" soll der Wechsel in die Millionen-Metropole nicht der Einstieg in den Ausstieg aus der Karriere bilden, sondern helfen, einen rapiden Wert- und Ansehensverlust zu stoppen. Ähnlich wie in München, wo er zwischen 2006 und 2009 nicht über eine Mitläuferrolle hinauskam, waren seine anschließenden Wechsel nach drei Jahren in Köln sportliche Rückschritte. Bei Arsenal London und später als Leihspieler von Inter Mailand schob er Frust auf der Bank. Die Konsequenz: In der Nationalmannschaft ist er zum Auslaufmodell geworden.

Die Zeit bei Galatasaray wird "Poldi" nicht auf ein neues fußballerisches Niveau heben. Sie bietet ihm aber die Chance, eine Karriere, die furios begann und dann steil bergab führte, wieder auszubalancieren. Spielfreude hängt bei einem Straßenfußballer wie Podolski eng mit Lebensfreude zusammen. Der zum Publikumsliebling taugende "Poldi" und die "Gala"-Fans sind wie geschaffen für eine heißblütige Beziehung. Um noch einmal kölsches Flair genießen zu können, kann der Weg manchmal bis nach Istanbul führen.

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