Kölner Oper - Die Kompetenz fehlt

Man weiß nicht, was schlimmer ist: die Verschiebung der Wiedereröffnung der Kölner Oper um ein Jahr, die zu erwartende empfindliche Kostensteigerung im zweistelligen Millionenbereich - oder dass man in das Abenteuer "Eröffnung am 7. November" hineinschlitterte, ohne Plan B in der Schublade.

Eine Oper ganz plötzlich ohne Spielstätte: Das ist der GAU für den Kulturbetrieb. Dass es jetzt offenbar so weit gekommen ist, lässt an der Kompetenz der verantwortlichen Verwaltung zweifeln. Stimmen überregionaler Medien, die schon Anfang dieses Jahres ein dickes Fragezeichen hinter das geplante Eröffnungsdatum gesetzt hatten, wurden überhört oder ignoriert. Jetzt steht die Oper da - ohne Bühne, vor der sich der Vorhang hebt.

Man hat den Eindruck, als sei die Kultur eine einzige Baustelle, gemanagt von Funktionären, die damit überfordert sind. Da schlagen nicht nur galoppierende Kosten zu Buche. Auf rund 500 Millionen Euro wird der Sanierungsstau bei den städtischen Museen in Köln veranschlagt. Noch in der Planungsphase klettern die erwarteten Kosten für das Historische Archiv am Eifelwall und die Archäologische Zone mit dem Jüdischen Museum. Da ist noch kein Gramm Erde bewegt, und es wird teurer und teurer.

Köln ist in Deutschland kein Einzelfall. Ob in Berlin, Hamburg oder München, überall werden zusätzliche Steuermillionen verheizt, weil Kulturbauten viel teuer werden als geplant, weil sich Zeitpläne verzögern, als habe man alle Zeit der Welt, als könne man komplexe Programm-Pläne einfach verschieben oder kurzfristig abändern.

Der materielle Verlust durch verfehlte Bauplanungen ist beträchtlich, der Image-Schaden für eine Nation von Planern, Architekten und Städtebauern gewaltig. Kriegen die denn gar nichts auf die Reihe? Es fehlt offenbar an einem fairen und offenen Zusammenspiel aller Akteure bei großen Bauprojekten, an einer verbindlichen Ethik, an Spielregeln. Im Zusammenhang mit der Misere rund um die Elbphilharmonie in Hamburg ist analysiert und beschrieben worden, welche Kräfte agieren, welche Kosteneffekte selbst kleinste Änderungen provozieren, was überhaupt alles passieren kann - und passiert ist. Zu einem umsetzbaren Ergebnis haben diese Studien nicht geführt, und der Bau wird teurer und teurer, der Eröffnungstermin steht in den Sternen.

Das A und O ist eine kompetente, fundierte und akribische Kon-trolle von Seiten etwa der auftraggebenden Kommunen. Dass Bonn sich in diesem Zusammenhang einen Stadtplanungsdezernenten - aus Kostengründen - sparen will, lässt alle Alarmglocken schrillen. Denn Sanierungsfälle gibt es in Bonn zuhauf. Auch hier ist die Kultur eine einzige Baustelle, ist vieles verschlampt worden: Oper, Beethovenhalle, Kammerspiele, um nur die prekären Fälle zu nennen. Und Bonn steht, anders als Köln, bei vielem noch am Anfang.

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