Kirche
Der Appell des Papstes
Vorgänger von Benedikt XVI. schrieben Enzykliken über die "Ehegesetzgebung in Ecuador" oder über "die Katholiken in Belgien". Benedikt, so zeigt sich auch mit seiner erst zweiten Enzyklika "spe salvi", schreibt, wenn er allen etwas zu sagen hat. Nicht immer sagt er das, was der Zeitgeist für besonders dringlich halten würde, doch auch eine säkulare Gesellschaft sollte den Wert der Orientierungshilfe durch den Papst anerkennen: Am Ende aller Illusionen und Ideologien bleibt der Welt immer noch eine Hoffnung, die nach christlicher Auffassung, immer da ist.
Hoffnung auf das Jenseits entlässt den Menschen nicht aus der Verantwortung für das Diesseits. Ausgerechnet die gläubigen Chris~ten, die untätig auf das Himmelreich warten, nimmt der Papst in die Pflicht und schwört sie darauf ein, für den Nächsten und für die Welt zur Hoffnung zu werden. "Unser Tun ist nicht gleichgültig für den Gang der Geschichte", schreibt er.
Das ist ein starker Appell, schon jetzt für Gerechtigkeit auf Erden einzustehen. Auch wer nicht an Gott glaubt, so die Einladung des Papstes, sollte so leben, als ob es Gott gäbe. Denn die Frage ist, welche Richtung die Menschheit dem Fortschritt gibt: Folgt sie in allem dem Möglichen oder akzeptiert sie ein moralisches Korrektiv, wie es etwa die katholische oder auch die evangelische Kirche ist?
Technische Möglichkeiten werden von Generation zu Generation weitergegeben und sind in der Zukunft sofort anwendbar. Moralischer Einspruch ist vermeintlich von vorgestern und meist nur lästig. Die Menschen sollten dennoch auf den Einspruch aus dem Vatikan hören.