Kommentar Keine Kollektivstrafe

Jerusalem · Tagelang war es ein Gerücht gewesen, dass nun endlich die Waffen im Gaza-Konflikt ruhen sollten. In den sieben Wochen blutiger Auseinandersetzung mit über 2000 Toten hatte es mehrere Feuerpausen gegeben, die immer wieder von der radikalislamischen Hamas beendet wurden

Genau so, wie die Hamas auch die israelische Militäroperation, die am 8. Juli begann, durch den anhaltenden Raketenbeschuss auf Israel herausgefordert hatte. Eingelenkt haben die Extremisten schließlich, weil die Israelis sie am Ende doch militärisch und organisatorisch erheblich geschwächt hatten, auch durch die gezielte Tötung einiger ihrer Kommandeure. In wenigen Wochen wäre der Hamas die Munition ausgegangen.

Israel hat den Gazastreifen seit seinem Abzug 2005 nie so hermetisch abgeriegelt, wie es oftmals behauptet wird. Für humanitäre Zwecke wie für Krankentransporte wurden die Grenzen geöffnet - auch während des Krieges - und über Israel werden die Palästinenser mit Waren versorgt. Richtig zugespitzt hatte sich die Lage, als auch Ägypten 2013 die Grenzbewegungen stark einschränkte.

Gleichwohl kommt Israels Unterdrückung der wirtschaftlichen Entwicklung und des Besucherverkehrs in Gaza einer Kollektivbestrafung der Bevölkerung gleich, die auf Dauer die Menschen weiter radikalisiert. Viele einschränkende Maßnahmen stärken so nicht Israels Sicherheit, sondern schwächen sie. Ein vierter Krieg um Gaza kann nur verhindert werden, wenn Israel langfristige Lockerungen zulässt und über den palästinensischen Wunsch auf einen eigenen Staat ernsthaft verhandelt.

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