Kommentar Kein Comeback, bitte!

Wer sich mit den Skandalen rund um Nicolas Sarkozy beschäftigt, verliert leicht den Überblick: Sie reichen vom Verdacht der heimlichen Wahlkampffinanzierung durch die L`Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt und Muammar Gaddafi über illegales Abhören von Journalisten bis zu okkulten Geldflüssen bei Waffendeals mit Pakistan. Jeweils sind der Ex-Präsident oder sein nahes Umfeld verwickelt, nie lässt sich eine direkte Schuld Sarkozys nachweisen.

Entweder hat er also böswillige Gegner in Politik und Justiz, die ihm etwas anhängen wollen. Oder er war stets geschickt genug, anderen die Verantwortung für Skandale zuzuschieben, in die er durchaus verstrickt ist. Wie glaubwürdig ist denn seine Behauptung, nichts von den dramatischen Überschreitungen seines Wahlkampfbudgets gewusst zu haben, die dann mit gefälschten Abrechnungen vertuscht wurden?

Selbst unabhängig von seinem Justizärger wäre Sarkozy der falsche Mann für eine erneute Kandidatur 2017. Ungeniert schmiedet er Comeback-Pläne, so als hätte er nicht die Wahl 2012 verloren, weil eine Mehrheit der Franzosen seine erratische Politik und die selbstherrliche Amtsführung leid waren. Als sei er nicht mitverantwortlich für die schwierige Lage Frankreichs, indem er trotz großer Töne Reformen nur halbherzig anpackte und den Schuldenberg steigen ließ wie niemand vor und nach ihm. Sarkozy hatte seine Chance; nun sollte er das Land von seinem langen Schatten befreien und auch seine Partei loslassen, die dringend einen Neuanfang braucht.

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