Kommentar Juan Carlos dankt ab - Monarchie in der Krise

Spaniens Monarchie bot schon länger ein Trauerspiel: Ein Königshaus, das mehr durch Skandale als durch Wohltaten Schlagzeilen machte. Mit einem alten König, der sich nicht nur wegen seiner unrühmlichen Elefantenjagd und ehelicher Seitensprünge alles andere als beispielhaft benahm.

Mit Korruptions- und Betrugsbeschuldigungen gegen den königlichen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin und dessen Frau, Königstocher Cristina.

Immer mehr Spanier sind ihrer Royals überdrüssig und wünschen sich daher frischen Wind im Palast. Denn während sich die Königshäuser in den Niederlanden und Belgien im vergangenen Jahr modernisierten und einen Machtwechsel zuließen, verstaubte Spaniens Hof. Mit einem zunehmend weltfremden König Juan Carlos an der Spitze, der sich lange Zeit weigerte, den Weg für die nächste Generation, für Thronfolger Felipe, frei zu machen.

Ein entscheidender Fehler, den Spaniens Monarchie teuer bezahlte: Das Ansehen des Königshauses sank auf einen historischen Tiefpunkt. Und zwar so sehr, dass sich die spanischen Royals nicht mehr sicher sein können, die Mehrheit des Volkes überhaupt noch hinter sich zu haben. Schlimmeres, als dass ihm die Untertanen davonlaufen, kann einem König eigentlich nicht passieren. Das Königshaus befindet sich in seiner größten Krise.

Spätestens nach der schallenden Ohrfeige bei der Europawahl für Spaniens königstreue Großparteien wurde klar, dass die Zukunft der spanischen Monarchie tatsächlich auf dem Spiel steht. Die regierenden Konservativen wie die oppositionellen Sozialisten, die beiden wichtigsten politischen Stützen der Monarchie, erhielten zusammen nicht einmal mehr 50 Prozent der Stimmen. Während republikanische Protestparteien, für welche die Monarchie ein Anachronismus aus früheren Jahrhunderten ist, auf dem Vormarsch sind.

Mit seiner späten Abdankung will Juan Carlos die wachsende Abkehr der Spanier vom Königshaus stoppen. Auf Thronfolger Felipe kommt als künftiger König die schwere Aufgabe zu, die verlorenen Sympathien der Straße zurückzuerobern. Er ist die einzige Hoffnung, welche den Monarchisten im Krisen-Königreich der Massenarbeitslosigkeit noch bleibt.

Felipe dürfte bei seiner Aufgabe als neues königliches Staatsoberhaupt helfen, dass er alle Skandale am Hof bisher halbwegs umschiffen konnte. Und dass er auch nach dem heftigen Sturm im Palast bei den Menschen noch vergleichsweise beliebt ist. Doch das allein wird kaum reichen, um Spaniens anschwellender antimonarchischer Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ohne tiefgreifende Reformen, absolute finanzielle Transparenz und beispielhafte Bescheidenheit wird auch der künftige König Felipe VI. mit seiner Königin Letizia die Empörung in der Bevölkerung kaum besänftigen können.

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