Kommentar Irakische IS-Offensive - Teufel und Beelzebub

Kairo · Es ist die größte Bodenoperation, die je gegen die Dschihadisten des "Islamischen Staates" (IS) unternommen wurde.

Die Offensive mit 30 000 Soldaten und Kämpfern, die zur Rückeroberung der irakischen Stadt Tikrit, dem symbolisch wichtigen Geburtsort Saddam Husseins, läuft, ist auch der erste große Test der Kampfkraft der regulären irakischen Armee. Diese hatte sich bisher vor allem einen Hasenfuß-Ruf erworben. Wie schwierig die Operation tatsächlich ist, zeigt die Tatsache, dass sie gestern erst einmal gestoppt werden musste. Ist diese neue Offensive am Ende aber erfolgreich, dann öffnet sie auch den Weg, um die Stadt Mossul wieder aus den Händen des IS zu entreißen.

In dieser Offensive ist aber bereits die Saat für ein künftiges Desaster angelegt. Denn an ihr nehmen auch ganz offen schiitische Milizen teil. Die haben sich vor allen dadurch einen Namen gemacht, in den von ihnen eroberten sunnitischen Orten gewütet zu haben, wie Menschenrechtsorganisationen ausführlich dokumentiert haben.

Für die vorwiegend sunnitischen Bewohner von Tikrit heißt das: Flucht in anderes sunnitisches Gebiet, das vom IS kontrolliert wird, und das käme einer ethnischen Säuberung gleich, oder Verbleiben in ihren Dörfern. Dort können sie sich fragen, wovor sie mehr Angst haben: Von den Schergen des IS terrorisiert oder von schiitischen Milizen massakriert zu werden. Die schiitischen Milizen mögen ein effektives Instrument sein, die Dschihadisten zu bekämpfen. Aber hier wird der IS-Teufel mit dem schiitischen Miliz-Beelzebub ausgetrieben.

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