Kommentar Innenministerkonferenz - Kein Konzept

Den pompösen Titel Flüchtlingsgipfel hat das Treffen des Bundesinnenministers mit den Ministerpräsidenten sicher nicht verdient. Die Runde hat sich über schnellere Asylverfahren und eine vage Zusage verständigt, dass der Bund den Ländern bei den Kosten für Abschiebungen hilft. Das war's dann auch schon.

Mit einem zukunftsfesten Konzept hat das alles nichts zu tun. Allenfalls geht man die Bereinigung einiger Fehler aus der Vergangenheit an, denn offenbar sind Bund und Länder organisatorisch auf das Anwachsen der Flüchtlingszahlen nicht vorbereitet gewesen, obwohl die internationalen Krisenherde ein rasches Anwachsen der Asylbewerberzahlen voraussehbar machten.

Die eigentliche Debatte angesichts von weltweit 50 Millionen (!) Flüchtlingen wird hierzulande noch gar nicht geführt. Sie ist weniger eine politische als eine kulturelle: Die Gesellschaft muss begreifen, dass wir uns als Bewohner einer der wenigen Inseln des Friedens, Wohlstands und Stabilität der Rolle des Nothelfers nicht entziehen können. Sie kommt uns nicht allein, aber stärker als anderen zu. Es benötigt einen grundlegenden Mentalitätswechsel, um dem gerecht zu werden.

Diese Debatte müsste die Politik anführen. Stattdessen redet sie lieber über schnellere Abschiebungen und erweckt damit die Illusion, die Welle werde schon wieder abebben und mit etwas mehr Personal sei alles zu bewältigen. So ist es aber nicht. Die Bürgerkriegsflüchtlinge werden bleiben, es werden mehr - und sie brauchen eine Perspektive.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Tiefe Gräben in der Ampel
Kommentar zur Debatte um Taurus-Lieferung Tiefe Gräben in der Ampel
Es gibt nichts schönzureden
Kommentar zur Deutschen Bahn Es gibt nichts schönzureden
Zum Thema
Verlust für den deutschen Fußball
Kommentar zum Abschied von Christian Streich Verlust für den deutschen Fußball
Aus dem Ressort