Kommentar Haltung der Union zu Griechenland: Reihen schließen

Zugegeben: Es grenzte an eine Zumutung, als die deutschen Abgeordneten im Juli Griechenland noch eine allerletzte Chance geben und Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket genehmigen sollten. Eigentlich hatte die griechische Syriza-Truppe den Bogen überspannt. Insofern ist es nachzuvollziehen, dass sich viele Unionsabgeordnete sehr schwer taten, mit Ja zu stimmen.

Eigentlich aber müsste man von den Unionsabgeordneten erwarten können, dass sie eine andere Überlegung an den Anfang stellen. Sie müssen bedenken, was passiert, wenn alle anderen Unionsabgeordneten auch mit Nein stimmen. Dann nämlich wären nicht nur die Kanzlerin und ihr Finanzminister düpiert. Dann hätte es einen Crash an den Finanzmärkten gegeben, die Euro-Zone wäre in Turbulenzen geraten.

Wollten die Abweichler in der Union das wirklich? Nein, sie wollten es natürlich nicht. Sie wollten nicht Europa ins Chaos stürzen. Sie wollten lediglich mit ihrem Abstimmungsverhalten ein Zeichen in der Öffentlichkeit setzen. Sich vielleicht bei den Wählern etwas beliebter machen. Dies geschah allerdings auf Kosten ihrer Kollegen im Bundestag, die mit Ja gestimmt haben. Dies ging auf die Knochen jener Kollegen, die ihre Verantwortung ernst nahmen und sei es um den Preis, daheim im Wahlkreis heftiger Kritik ausgesetzt zu sein. Die Zeiten, da ein Fraktionschef ein Zuchtmeister ist, sind vorbei. Aber Kauders Bemühen, die Reihen zu schließen, sind notwendig: Die nächste Griechenland-Abstimmung kommt bald. Da dürfen sich nicht mehr so viele aus der Union einen schlanken Fuß machen.

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