Kommentar Grüne, Großstädte und die Union - Stück für Stück

Man kann Angela Merkel nicht vorhalten, dass sie als CDU-Vorsitzende die Modernisierung ihrer Partei vernachlässigt habe. Sie hat sie sogar so weit getrieben, dass es manchem Konservativen in der Union ein Grausen ist. Aber doch nicht weit genug. Das Ergebnis der Stuttgarter OB-Wahl ist dafür ein weiterer Beleg.

Wenn es der CDU in Großstädten einer ihrer Stammregionen nicht mehr gelingt, Oberbürgermeistersessel zu erobern, dann müssten in der Parteizentrale eigentlich die Alarmglocken klingen. Tun sie aber nicht. Schon fast müde spricht Generalsekretär Hermann Gröhe davon, Großstädte seien für die Union eine "bleibende Herausforderung".

Das ist mindestens mal kräftig untertrieben. Deshalb trifft Thomas Strobl, der Landeschef der Südwest-CDU, den Nagel eher, wenn er sagt, die großen Städte seien für die Union "ein schwieriges Pflaster geworden". So ist es. Kein OB im Ruhrgebiet, Köln verloren, schon vorher Bonn, Hamburg weg, Leipzig weg, Frankfurt weg. Wahlen, das weiß man, werden a) in der Mitte und b) in Großstädten gewonnen. Oder verloren. Siehe Stuttgart.

Das liegt nicht nur am Programm der Union. Das liegt auch am Mangel an Persönlichkeiten. In Leipzig musste sie schon einen parteilosen Kandidaten aufbieten, in Stuttgart jetzt wieder. Auch das liegt - an Angela Merkel. Denn in keiner Partei hat ein Chef, eine Chefin aufstrebende Konkurrenz so erfolgreich aus dem Rennen geworfen wie Merkel in der CDU.

Das rächt sich jetzt Stück für Stück, Stadt für Stadt. Dass wertkonservative Grüne davon profitieren, kann nur wundern, wer sie immer noch für Schreckgespenster hält.

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