Kommentar Großbritannien - Camerons Ladies' Day
Moderner, jünger und vielfältiger sollen die britischen Konservativen zehn Monate vor der nächsten Wahl daherkommen. Denn für David Cameron, der 2010 nur um Haaresbreite in die Downing Street einziehen konnte, wird es bei der nächsten Wahl genauso eng.
Vor diesem Hintergrund ist der aktuelle Kabinettsumbau als Signal zu verstehen: Seine Garde altgedienter, aber eben auch halbverrenteter Schlachtrösser tritt ab. Jüngere übernehmen ihre Plätze. Gab es zuvor drei Frauen in dem 22 Köpfe starken Regierungsteam, sind es jetzt sechs von 23. Schon wird der Umbau als "Ladies' Day" von Westminister gefeiert. Täuschen lassen darf man sich von so viel billiger Kosmetik jedoch nicht.
Mit dem "Massaker an den Moderaten" (Labour) geraten die Tories eher noch giftiger. Ohne Außenminister William Hague schwindet der letzte zügelnde Einfluss auf die Europa-Hardliner in Camerons Reihen. Hague hat zwar auch energisch Politik gemacht gegen die Einführung des Euro, aber nie für den EU-Austritt.
Mit seinem Motto "Großbritannien in Europa, aber nicht regiert von Europa" konnte selbst Brüssel einigermaßen leben. Nachfolger Phil Hammond vertritt radikalere Ansichten - EU-Skeptiker freut's, egal, wie unrealistisch das Exit-Versprechen der Tories ist.
Mit planvollem Regieren hat Camerons Imagekorrektur freilich nichts zu tun. Ein paar Vorzeigefrauen am Kabinettstisch reichen längst nicht für eine neue Note in der Politik. Schade, dass sie für diesen Verschleierungstrick herhalten müssen.
