Kommentar Griechenland und Deutschland - Ohne den Wirt

Bonn · Ja, wenn die Rechnung so einfach wäre! Griechenland kann seine Schulden nicht bezahlen, und Deutschland gewinnt wegen sinkender Zinsen dadurch bares Geld. Das wollen Forscher des Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle herausgefunden haben.

Ihr Fazit: Selbst wenn die Hilfsmilliarden alle verloren sind, bleibt noch etwas übrig. Na, möchte man der Bundesregierung zurufen, dann sollten wir doch zusehen, dass Italien bald einknickt, damit wir noch mehr profitieren!

Aber Spaß beiseite: Rechnungen, wie sie die Halleschen Forscher aufmachen, sind einfach falsch. Schon die Annahme, dass die Zinsen für Deutschland nur deshalb so niedrig seien, weil Athen am Rande der Pleite dahinschlittert, ist gewagt. Ob Europa, USA oder Japan - die Zinsen liegen in den Industrieländern weltweit seit Langem am Boden. Es erscheint weit hergeholt, dafür den ökonomischen Zwerg am Südostzipfel Europas verantwortlich zu machen.

Und selbst wenn es so sein sollte, dass die Griechenland-Krise die Zinsen gedrückt hat, dann fehlt in der Rechnung aus Halle immer noch der Wirt. Und das sind Millionen Sparer, die wegen der Null- und Niedrigzinsen in den vergangenen Jahren inflationsbereinigt Multimilliarden verloren haben.

Eine Staatspleite kennt viele Verlierer. Vielleicht auch wenige Gewinner, mag sein. Dass die Profiteure aber ausgerechnet die Gläubiger sein sollen, widerspricht schon dem gesunden Menschenverstand. Und da täusche sich auch niemand: Die griechische Tragödie ist noch lange nicht zu Ende.

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