Kommentar Gamescom - Spiele für alle

Köln, Stadt der Spieler. Seit die Gamescom im Jahr 2009 aus Leipzig an den Rhein gewechselt ist, werden Jahr für Jahr neue Rekordzahlen vermeldet.

Auch 2014 sind insgesamt rund 400.000 Menschen zur Spielemesse gepilgert. Das sind ungefähr so viele, wie an an einem Spieltag der Bundesliga zum Volkssport Fußball in die Stadien kommen. Wochen vor Öffnung des ersten Besuchertages war die Messe restlos ausverkauft.

Die Entwicklung der digitalen Spielebranche zeigt seit langem mit teilweise schwindelerregenden Wachstumsraten steil nach oben. Immer mehr Menschen geben sich der Faszination der stets größer und realer werdenden Spielewelten hin. Oder sie spielen unterwegs auf Tablets und Smartphones, kaufen für ein paar Euro Zusatzinhalte für kostenlose Spiele ein - der neueste Trend und jetzt schon ein großer Umsatzbringer.

Längst ist das kein Jugendphänomen mehr: Zunehmend begeistern sich auch über 40-Jährige für die mobilen Spiele. Jeder zweite Deutsche zockt mittlerweile digital. Anzeichen der zunehmenden Individualisierung und letztlich Vereinsamung unserer Gesellschaft? Vielleicht.

Aber: Nur für Menschen, die sich mit dem Thema nicht beschäftigen, ist der "Gamer" immer noch in einem Klischee gefangen: Jung, blass und übernächtigt sitzt er da vor seinem Bildschirm - natürlich mit viereckigen Augen - und ballert virtuell um sich. Die Realität sieht anders aus.

Auf der Gamescom wird die Masse der Spieler, die sich sonst bestenfalls online innerhalb eines Spiels treffen, sichtbar. Ganz real. Mit schicken Frisuren, (meist) ganz normaler Kleidung und gar nicht weißhäutig und verpickelt. Der Nerd aus der Nische war einmal. Mittlerweile trifft sich das Spiegelbild der Generation der 15- bis 40-Jährigen auf der Messe.

Natürlich gibt es auch - zu Recht - erhobene Zeigefinger: Gerade Jugendliche laufen Gefahr, durch die immer realeren Spielewelten den Blick für das echte Leben zu verlieren. Um so wichtiger ist es, dass sich Eltern Medienkompetenz aneignen, um adäquat einschätzen und reagieren zu können. Und auch Schulen müssen beginnen, das Thema Medienkompetenz direkt an die Kinder und Jugendlichen zu vermitteln.

Hier ist das Image der Branche leider viel zu oft noch reduziert auf stumpfe Ballerspiele. Auch bedingt durch die immer wieder aufflammende und völlig übertriebene Hysterie, wenn bei einem jugendlichen Amokläufer irgendwo auf der Welt ein solches Spiel installiert war.

Die Gamescom zeigt: Die Welt der Spiele ist nahezu allumfassend. Natürlich kann man der Branche vorwerfen, Altbekanntes in immer wieder neuen Fortsetzungen auf den Markt zu werfen. Wer genau hinschaut entdeckt allerdings schnell: Für jede Altersgruppe, für jedes Interessengebiet gibt es das passende Spiel. Ob Teenie, Papa, Rentner oder Nerd.

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