G7-Gipfel - Leichter Rückenwind

Sieht so ein Durchbruch aus? Mühsam haben sich die G7 bei ihrem Treffen in Elmau auf ein Bekenntnis zum Zwei-Grad-Ziel geeinigt, dabei ist dieses Ziel - die Erwärmung unseres Planeten gegenüber der vorindustriellen Zeit auf zwei Grad zu begrenzen - doch schon auf dem (grandios gescheiterten) Weltklimagipfel 2009 in Kopenhagen beschlossen worden.

Tatsächlich ist das Ergebnis des Elmauer Gipfels - zumindest, was Klimaschutz und Entwicklung angeht - eine Mischung aus der Bekräftigung von altbekannten Zielen und der Aussendung von überraschend klaren Signalen für eine Politikwende.

Letzteres gilt vor allem für das Bekenntnis zur sogenannten Dekarbonisierung, also dem langfristigen Ausstieg aus den fossilen Energien. Natürlich ist dies noch nicht das Ende des fossilen Zeitalters, und der Zeitrahmen - bis Ende dieses Jahrhunderts - mag manchem als zu lang erscheinen: Klimaschutzorganisationen hatten das Jahr 2050 als Zielmarke für die Null-Emission an CO2 gesetzt, die G7 wollen den Treibhausgas-Ausstoß bis dahin um maximal 70 Prozent gegenüber 2010 senken. Aber dass sich die großen Industriestaaten, die immerhin rund die Hälfte der gesamten Weltwirtschaft repräsentieren, überhaupt für eine "grüne" Wirtschaft auf der Basis von Erneuerbaren Energien positionieren, wäre vor nicht allzulanger Zeit noch undenkbar gewesen.

Die Frage wird nun sein, wie diese Politikwende umgesetzt wird. Am Beispiel Kohle wird klar, wie schwierig das Umsteuern in der Praxis ist: Japan etwa will auf dem Weg zum Ende des fossilen Zeitalters erst einmal neue Kohlekraftwerke bauen. Und auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt die eigentliche Bewährungsprobe erst nach dem Schönwetter-Gipfel von Elmau. Wenn es ihr nicht gelingt, den Ausstieg aus der Braunkohle als schmutzigsten Energieträger voranzutreiben, dürfte ihre Glaubwürdigkeit in der Klimapolitik gehörig Schaden nehmen.

Für den Weltklimagipfel von Paris, wo im Dezember ein neues, rechtsverbindliches Klimaschutzabkommen verabschiedet werden soll, bringt der G7-Gipfel zweifellos Rückenwind, auch wenn er in Fragen wie der Klimafinanzierung nicht über Willensbekundungen hinauskommt. Vielleicht kann er ja auch der Klimakonferenz in Bonn, die derzeit das Pariser Treffen vorbereitet und nur mühsam in Fahrt gekommen ist, noch einmal Schwung verleihen.

In der Entwicklungspolitik werden die G7-Staaten am ehrgeizigsten: Die Ankündigung, bis 2030 500 Millionen Menschen aus Hunger und Mangelernährung zu befreien, ist höchst ambitioniert - es wäre nicht das erste Ziel dieser Art, das später an mangelnder Finanzierung scheitert. "Wir stehen zu unseren Versprechen", heißt es am Ende der Gipfel-Erklärung. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder einmal bei Versprechen bleibt.

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