Kommentar Frankreichs First Lady - Seifenoper

Europa ächzt unter der Schuldenkrise, Frankreich ringt mit seinem Haushaltsloch, ein schwieriger Sommer steht bevor - doch die Franzosen haben ganz andere Probleme: Eine First Lady Valérie Trierweiler.

Valérie Trierweiler - "First Girlfriend", wie US-amerikanische Medien sie nennen -, die ihrem Lebensgefährten François Hollande in den Rücken fällt, um seiner Ex-Partnerin Ségolène Royal eins auszuwischen, welche wiederum um ihr politisches Überleben kämpft.

Aus persönlicher Eitelkeit und um ihre "Unabhängigkeit" zu beweisen, schadet Trierweiler Hollande und seinem Ansehen wohl mehr, als ihr bewusst ist: Sie führt sein Versprechen ad absurdum, ein diskreter Präsident zu sein, der die Bürger anders als sein Vorgänger Nicolas Sarkozy nicht mit seinem Privatleben behelligt. Hat er sich bis jetzt erfolgreich bemüht, nur ja keinen Fehler zu begehen, tut sie es nun an seiner Stelle.

Darüber hinaus bestätigt Trierweiler die Kritiker, die Hollande seit jeher Konfliktscheue vorwerfen und seine Nicht-Reaktion nun als erneuten Beweis seiner Schwäche interpretieren. Wenige Tage vor der Parlamentswahl am Sonntag wird nicht um Inhalte debattiert, sondern um die persönlichen Animositäten der Präsidenten-Freundin, die sich über Gebühr einmischt - ein verheerendes Signal.

Auch die Medien haben ihren Anteil daran, dass die politische Berichterstattung zu einer leicht verdaulichen Seifenoper verkommt, in der sachliche Auseinandersetzungen keinen Platz mehr haben. Die ständige Personalisierung bedingt den vorherrschenden Vertrauensverlust in selbstbezogene Politiker mit.

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