Kommentar zu Russlands Handeln im Syrien-Konflikt Folgen des Scheiterns

So bitter es für die Strategen im Westen klingen mag: Wer das apokalyptische Blutvergießen in Syrien mit seinen völkerwanderungsähnlichen Flüchtlingsbewegungen Richtung Europa möglichst bald beenden möchte, ohne die Terrorbande vom IS an die Macht kommen zu lassen, muss zwei Bedingungen erfüllen.

Das Regime des skrupellosen Diktators Baschar al-Assad unterstützen und selbst militärisch eingreifen, am besten mit Bodentruppen. Dies ist genau das, wozu Russland nun offenbar bereit ist.

Zweifelsohne: Assad gehört nach den im Bürgerkrieg von seiner Armee begangenen Grausamkeiten eher vor das UN-Kriegsverbrechertribunal als auf einen Präsidentensessel. Doch die US-Strategie, im Nahen Osten den Sturz von Diktatoren zu unterstützen, um demokratische Kräfte aufzubauen, war von Beginn an illusorisch. Sie hat im Irak, in Libyen und Syrien zu Anarchie geführt und zur Hölle auf Erden für die meisten Menschen vor Ort. Sie ist grandios gescheitert.

Natürlich entspringt der russische Plan, ernsthaft in Syrien einzugreifen, nicht selbstlosen Motiven. Moskau will verlorenen Einfluss in der Region wiederherstellen, den Militärstützpunkt in Tartus behalten und auf der Weltbühne wieder als mit den USA auf Augenhöhe handelnde Supermacht wahrgenommen werden.

Das alles mag im Westen so wenig gefallen wie die Unterstützung Assads. Doch die US-Nahost-Politik hat in den vergangenen 15 Jahren fast überall derart eklatant versagt, dass sich Kritik am Versuch Russlands, nun unter eigenen Opfern die Kastanien aus dem Feuer zu holen, fast verbietet.

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