Kommentar Falscher Weg zum Ziel

Bonn · Das Ziel von Familienministerin Manuela Schwesig ist an sich sinnvoll: Junge Väter und Mütter sollen Job und Kinderbetreuung gerechter untereinander aufteilen können. Mit dem neuen Elterngeld will die Ministerin es Paaren leichter machen, dass beide Teile in Teilzeit arbeiten.

Ob das neue Elterngeld dazu der richtige Weg ist, bleibt jedoch fraglich. Denn trotz der großzügigen Geldgeschenke des Staates an Mütter und Väter hat sich an der gesellschaftlichen Realität in Deutschland bisher wenig geändert. Teilzeitarbeit bleibt in vielen Branchen der Karrierekiller Nummer eins, da tröstet auch kein Elterngeld Plus.

Im Gegenteil: Die geplante Regelung, dass Eltern ohne Genehmigung des Arbeitgebers ihre Job-Pause auf bis zu drei Zeiträume in acht Jahren aufteilen dürfen, könnte die Position von Müttern und Vätern im Job eher verschlechtern. Sie geht an den Bedürfnissen der Personalplanung der Betriebe komplett vorbei.

Den Zeitpunkt für eine ehrliche Bilanz des Elterngeldes hat die Bundesregierung verstreichen lassen. Klar: Jede junge Familie freut sich über eine Finanzspritze. Doch sind die rund fünf Milliarden Euro im Jahr wirklich sinnvoll ausgegeben?

Gerade gut verdienende Eltern werden derzeit mit bis zu 1800 Euro im Monat üppig subventioniert. In dieser Einkommensgruppe werden die zwei "Vätermonate" gerne zum gemeinsamen Langzeiturlaub auf Kosten der Steuerzahler genutzt, anstatt dass Papa die Windeln wechselt und Mama wieder arbeitet. Gleichzeitig fehlt in Schulen und Kindergärten das Geld an allen Ecken und Enden. Ein Fall für die nächste Elterngeld-Reform.

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