Kommentar Fall Edathy: Offene Rechnung
Nichts ist vergessen. Alles wird nachgerechnet. Gerade in einer großen Koalition. Das weiß SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann spätestens seit CSU-Minister Hans-Peter Friedrich wegen der Edathy-Affäre im Februar sein Ministeramt räumen musste.
Oppermann ist angezählt, das Vertrauen beschädigt, aber er sitzt noch im Sattel. Die SPD-Spitze wird alles tun, damit ihr gefallener Ex-Abgeordneter Sebastian Edathy mit seiner Belastungsoffensive gegen frühere Mitstreiter nicht noch Erfolg hat. Würde am Ende mit Oppermann auch der Frontmann der SPD-Fraktion über die Affäre stolpern, hätte Edathy jemanden mit in den Strudel gerissen, von dessen Votum er sich einst Aufstieg in höhere Ämter versprach. Diese Genugtuung wird die SPD Edathy, so lange es geht, nicht gestatten. Aber bitte: Edathy geht es ja nicht um Rache, sondern um die Wahrheit. Hat er gesagt.
Die Edathy-Affäre ist nicht ausgestanden, gerade für die SPD und einige ihrer besten Leute nicht. Wer weiß, was da noch kommt, wenn höchste Politiker und Beamte in den Geruch der Strafvereitelung geraten. Die SPD wird die Reihen schließen. Die Union wird auf späte Gerechtigkeit hoffen. Eine Rechnung ist noch offen. Denn keine Frage: Die Causa Edathy belastet weiter das Vertrauen in dieser großen Koalition.
Wer lügt, wer sagt die Wahrheit, wer schlängelt sich an der Halbwahrheit entlang? Aussage steht gegen Aussage. Der eine, Edathy, hat schon viel verloren. Andere, wie Oppermann, könnten noch viel verlieren. Es steht viel auf dem Spiel. Entsprechend hart wird es laufen.