Kommentar FBI-Skandal - Blutige Hände

Amerikas drakonisches Rechtssystem fußt auf einer unverrückbaren Prämisse: Auf dem Glauben, dass alle Verurteilten einen fairen Prozess erhalten, der ihre Schuld zweifelsfrei belegt.

Die Wirklichkeit sieht tatsächlich anders aus. Hunderte Menschen sind in den vergangenen Jahren auf der Grundlage windiger Beweise für immer hinter Gitter oder sogar in die Exekutionskammer geschickt worden.

Das Justizsystem einer Supermacht, die andere gern Mores lehrt, hat Blut an den Händen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Vielen Verurteilten hat der technische Fortschritt den ungerechtfertigten Freiheitsentzug verkürzt oder, im Falle von Todeskandidaten, sogar das Leben gerettet.

Sie kamen nachträglich frei, weil der genetische Fingerabdruck, die DNA-Probe, sie als unschuldig entlastete. Gerade darum ist der bereits vor zwei Jahren öffentlich gewordene und jetzt amtlich beglaubigte Skandal um die dilettantische Arbeit des FBI bei Haarproben als Beweismittel so gravierend. Pfusch, Willkür und Vertuschung hatten Methode.

Wenn nicht einmal die Experten der Bundespolizei wasserdichte und lückenlos dokumentierte Untersuchungsverfahren praktizieren, die das Fehlerrisiko von falschen Analysen gen null bringen, wem wollen Richter, Staatsanwälte und - allen voran - die Geschworenen dann noch Glauben schenken? Für ein Hochtechnologie-Land wie die Vereinigten Staaten ist das Ausmaß des Missstands eine Katastrophe.

Das Vertrauen in die Justiz wird weiter dramatisch sinken. Armes Amerika, euer Ehren!

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