Kommentar Exodus

Berlin · Dieser Exodus der Gläubigen aus den Kirchen wäre nicht nötig gewesen. Wenn die Banken und Kirchen die Sparer besser informiert hätten, wären viele vom Kirchenaustritt abgehalten worden.

Dann wäre manchem klar geworden, dass nur ein neues Verfahren zur Erhebung einer Steuer eingeführt wurde, keineswegs eine neue Steuer. Dann hätten mehr Menschen verstanden, dass selbst diejenigen, die bislang bei der Kirchensteuer geschummelt haben und dies ab 2015 nicht mehr können, künftig nur leicht höher belastet werden. Gerade kleine Sparer hätten begreifen können, dass sie ohnehin aus dem Schneider sind. 801 Euro Zinsen im Jahr sind vor dem Zugriff des Finanzamtes sowieso sicher.

Die Botschaft des Falles ist interessant. Sie richtet sich sowohl an den Staat als auch an die Kirchen. Die Politiker wissen nun, wie sensibel die Steuerpflichtigen auf eine (wenn auch nur vermeintlich) neue Steuer, eine höhere Steuerbelastung reagieren. Viele Menschen sind offensichtlich der Meinung, dass das erträgliche Maß an Steuern und Abgaben erreicht, ja subjektiv womöglich überschritten ist. Viele von ihnen wollen eine Steigerung der Abgabenlast nicht hinnehmen und sind bereit, sich gegen einen weiteren Zugriff des Staates zu wehren. Das zeigt, dass viele Menschen den Glauben an den Sinn des Steuerzahlens verloren haben.

Und die Kirchen? Für sie muss die Austrittswelle ein Alarmsignal sein. Sie belegt die latent hohe Unzufriedenheit, die geringe Bindung vieler Menschen an die Institution.

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