Kommentar Europa und Israel - Schwarz-Weiß

Es war ein Besuch der Kontraste, den EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in Israel erlebt hat. Auf der einen Seite die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Hebräische Universität und der Besuch in Jad Vashem in Begleitung des Anklägers des Eichmann-Prozesses - beides Programmpunkte, mit denen man einen Freund Israels ehrte.

Und dann das: Parlamentsabgeordnete, die unter Protest das Plenum während der Rede von Schulz verlassen, weil er eine Frage zur Wasserversorgung in den Palästinensergebieten gestellt hat.

Man sollte den Zwischenfall im Parlament nicht zu hoch hängen. Der Eklat war als Eklat inszeniert, weil der israelische Wirtschaftsminister Naftali Bennett seiner Anhängerschaft unter den Siedlern beweisen muss, dass er weiterhin ihre Interessen vertritt. Von Schulz müssen sich gerade die jüdischen Siedler im Westjordanland angesprochen fühlen, deren radikale, nationalreligiöse Vertreter immer wieder der palästinensischen Landbevölkerung den Zugang zu lebensnotwendigen Brunnen versperren.

Schulz hat mit seiner Bemerkung den Kern des Nahost-Konflikts berührt: den Kampf um Land und Wasser. In Israel reagiert man auf europäische Kritik empfindlich, weil man sie als zu einseitig empfindet.

Manches, was in den besetzten Gebieten im Argen liegt, ist von den Palästinensern selbst verschuldet, auch was den Umgang mit Wasser angeht. Trotzdem ist Israel damit nicht aus der Verantwortung entlassen, aus eigener Kraft an einer Friedenslösung zu arbeiten. Europa hat daran zunehmend seine Zweifel.

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