Rente mit 63 Es darf was mehr sein
Endlich kommt eine Bewegung in die Rentendiskussion, die der Problematik des Themas gerecht wird. Als die Unterhändler von Union und SPD ihren Koalitionsvertrag bastelten, ging es nur um die Reizthemen des Wahlkampfs: die Rente mit 63 für jene, die schon Jahrzehnte geschuftet haben, und die Verbesserung bei der Mütterrente.
Die SPD wollte das eine, die Union das andere. Bekommen sollen jetzt beide Beides. So weit, so schlecht, zumindest was die Rente mit 63 angeht. Denn sie setzt das falsche Signal. Die demografische Entwicklung, der Fachkräftemangel, die explodierenden Kosten der Sozialsysteme, sie alle weisen in die Gegenrichtung: Nicht weniger, mehr Arbeit wird die Devise der kommenden Jahrzehnte sein müssen. Zumindest mal auf freiwilligem Weg.
Deshalb ist die Debatte über die Flexi-Rente, die jetzt in Gang kommt, die eigentlich wesentliche: Wenn es denn politisch nicht durchsetzbar ist, dass alle mehr arbeiten, so muss doch wenigstens Schluss sein mit dem starren Renteneintrittsalter. Übrigens ein Zwangs-Datum, das einer freiheitlichen Gesellschaft gar nicht gut zu Gesicht steht.
Von einem späteren Renteneintrittsalter als Möglichkeit profitieren alle: die, die sich noch fit und motiviert fühlen weiterzumachen. Die Arbeitgeber, die auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen können - folglich die gesamte Gesellschaft. Eine solche Flexi-Rente für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiv zu machen, ist die Millionen eher wert als das, was unter dem Stichwort Rente mit 63 geplant wird.