Kommentar zum FC Bayern Einsam in der Umlaufbahn

Bonn · Der eine oder andere Fußballfreund mag nach diesem Spieltag wehmütig an die DDR denken, als noch Spieler von A nach B delegiert werden konnten. Ja, das wäre wohl die einzige Möglichkeit, ein wenig Spannung in den Meisterschaftskampf zu bringen.

Man müsste also Neuer, Lahm, Boateng, Alaba, Alonso, Thiago, Götze, Lewandowski, Costa und Müller nach irgendwohin zwangsversetzen und dann darauf hoffen, dass der FC Bayern vielleicht doch mal ein Spiel verliert. Aber wahrscheinlich würden die Münchner selbst dann Meister.

Mit demoralisierender Präzision filettieren die Bayern mal wieder ihre Gegner. Sieben Punkte Vorsprung nach acht Spieltagen, das ist im Prinzip durchaus aufzuholen. Aber wem, bitteschön, soll das gelingen. Dortmund? Schalke? Wolfsburg? Leverkusen? Alle Teams, denen vielleicht eine Kronprinzenrolle zugetraut wurde, haben am Wochenende gezeigt, dass es keinen Kronprinzen gibt. Ganz allein kreisen die Münchner da oben in ihrer Umlaufbahn.

Der Tag wird kommen, an dem schon im Februar zum Titel gratuliert werden muss. Eigentlich könnte man es aber auch jetzt tun. So groß ist die Dominanz, dass niemand mehr nach den Verletzten fragt. Wie hießen eigentlich die beiden, die früher immer auf den Flügeln gewirbelt haben? Richtig, Robben und Ribéry.

Damit kein falscher Zungenschlag reinkommt: Was die Bayern da veranstalten, ist weder böse noch verwerflich. Sie haben niemandem etwas weggenommen. Sie haben es sich verdient. Schließlich kickten Müller, Maier und Beckenbauer noch an der Grünwalder Straße, als in Berlin, Hamburg oder Stuttgart mit viel größeren Arenen viel mehr Geld verdient werden konnte.

Allerdings tun die Bayern der Bundesliga und wohl auch sich selbst keinen Gefallen. Wenn mit der Auslandsvermarktung der TV-Rechte mehr eingenommen werden soll, geht das nur über einen spannenden Titelkampf. Sonst gucken die Chinesen weiterhin nach England. Und wenn in der Champions League irgendwann die wirklich großen Spiele für die Münchner anstehen, müssen zu viele zu leichtgefallene 5:1-Siege keine gute Vorbereitung sein.

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