Kommentar Einfach widerlich

Wer das Buch von Akif Pirinçci auch nur auszugsweise gelesen hat, war darauf vorbereitet, dass es bei der Lesung mit dem einstigen Katzenkrimi-Autor keineswegs um eine sachliche Auseinandersetzung gehen würde.

Sein Thema sind die Probleme, die Flucht und Migration, aber auch die Globalisierung und eine sich stetig verändernde Gesellschaft unbestritten nach sich ziehen. Doch die gedruckten Sätze live aus dem Munde eines Mannes zu hören, der von sich selbst sagt, jeden Abend alkoholisiert zu sein und an dem Abend auch so klang, war kaum auszuhalten.

Es war widerlich! Nein, nicht Deutschland ist von Sinnen, sondern der Autor selbst. Noch mehr als seine rechten Thesen, sein an Nazis erinnernder übler Tonfall, schockt allerdings die Tatsache, dass er offensichtlich viele Anhänger hat. 200.000 verkaufte Exemplare sprechen eine deutliche Sprache.

Spricht Pirinçci nur aus, was viele heimlich denken? Kann sein. Wer zum Beispiel in Endenich die Diskussionen um das Flüchtlingsheim an der Sebastianstraße mitverfolgt hat, weiß, dass die Angst vor "Überfremdung" und vor dem Anderssein auch im Bildungsbürgertum anzutreffen ist.

Dort versuchen aber Menschen wie die städtische Integrationsbeauftragte, mit sachlicher Information aufzuklären und Transparenz zu schaffen. Offensichtlich mit viel Erfolg, wie die Welle der Hilfsbereitschaft, die das Heim derzeit erfährt, beweist. Mit seiner rassistischen Hetze, die er offensichtlich auch noch witzig findet, schürt Pirinçci dagegen das Feuer der Angst und macht sich mitschuldig, wenn andere Wahnsinnige sein Buch am Ende sogar als Aufforderung zur Gewalt verstehen.

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