Kommentar EU-Streit über Flüchtlingsverteilung - Feige und knauserig

Mare Nostrum war der Name der im Herbst ausgelaufenen, vergleichsweise erfolgreichen italienischen Operation zur Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge.

"Unser Meer" - der Titel erinnerte an die Bezeichnung der römischen Antike für das Mittelmeer. Doch der gleichnamige Einsatz, bei dem in einem Jahr immerhin 130.000 Menschen aus Seenot geborgen wurden, war keineswegs ein Gemeinschaftsunternehmen. Die Partner überließen das Problem gern den Italienern. Denen wurde die Sache zu teuer, sie stellten Mare Nostrum ein. Das gilt mittlerweile - 1800 Menschen sind seit Jahresbeginn in "unserem Meer" umgekommen - offiziell als Fehler.

Federica Mogherini, Chefin der Brüsseler Diplomatie, gehört zu denen, die Scham bekundet haben über das schändliche Verhalten der EU in der Vergangenheit. Doch jetzt sei "die EU endlich bereit, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, Leben zu retten, Flüchtlinge willkommen zu heißen". Wenn sie sich da mal nicht irrt.

Denn die Europäische Union besteht aus ihren Mitgliedstaaten, und die sind keinesfalls bereit, dem öffentlichen Händeringen und den Solidaritätsschwüren wirklich Taten folgen zu lassen. Das ist nicht nur Führungsschwäche, Knauserigkeit und Feigheit vor dem Stammtisch. Im Falle der Briten und Ungarn, die schon vorab die Brüsseler Pläne für ein faireres Verteilungssystem verdammt haben, ist es eine Prinzipienfrage. Nach dem Motto: Was "unser Meer" ist - das bestimmen wir gefälligst immer noch selbst! Wer so argumentiert, hat in Wahrheit mit europäischer Solidarität nichts am Hut.

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