Kommentar Die Vatikan-Affäre - Machtfragen

Das Interesse für den Fall "Vatileaks" um die Veröffentlichung geheimer Dokumente der Kurie ist Paolo Gabriele nicht entgangen, im Gegenteil. Im Apostolischen Palast wird befürchtet, der berühmteste Ex-Butler der Welt könnte nun mit seinem Wissen und Halbwissen hausieren gehen und weiter die Öffentlichkeit suchen, etwa in Talkshows oder mit einer Buchveröffentlichung. Um das zu verhindern, behält sich der Vatikan einen weiteren Prozess gegen Gabriele vor, wegen Geheimnisverrats.

Die Hoffnung vieler Kurialer, dass "Vatileaks" mit dem Prozess beendet ist, wird sich nicht erfüllen. Zu viele Fragen, etwa nach den Anstiftern Gabrieles, bleiben offen. Es ist nicht vorstellbar, dass der Kammerdiener ganz allein gehandelt hat. Die Kurienspatzen pfeifen den Unmut über die Verhältnisse im Apostolischen Palast seit Jahren von den Dächern. Ein in Machtfragen schwacher Papst würde schlecht beraten, lautet der häufigste Vorwurf.

Einen Hinweis hat das Verfahren in dieser Hinsicht ergeben. Nicht nur das Bild eines treulosen und von Verschwörungstheorien fehl geleiteten Kammerdieners bleibt haften. Sondern auch der Eindruck eines Papstes, der sich auf seine Mitarbeiter nicht verlassen kann. So hatte es Gabriele im Prozess behauptet.

Diese Aussage deckt sich mit den vielen internen Klagen über die Führungsriege um Benedikt. Der Vorwurf richtet sich gegen Privatsekretär Georg Gänswein und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Sie sind die intern umstrittenen Figuren der Kurie, ihre Macht sollte mit der Veröffentlichung geheimer Dokumente beschädigt werden.

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