Kommentar Die Regierungsaffäre in Frankreich - Dreiste Lügen

Ein politischer Skandal kommt immer zur Unzeit. Auf die Affäre um Frankreichs Ex-Budgetminister Jérôme Cahuzac trifft das ganz besonders zu. Nicht einmal ein Jahr nach seinem Amtsantritt steht Präsident Hollande dem ersten massiven Skandal in seinem Kabinett gegenüber, der seine Autorität erschüttert.

Und das zu einem Zeitpunkt, wo er ohnehin um das Vertrauen der Franzosen ringt und diesen Kampf zu verlieren droht, weil sich die wirtschaftliche Lage des Landes immer weiter verschlechtert und ihm die Bürger nicht mehr zutrauen, den Weg aus der Dauerkrise zu finden.

Ein schwieriger Kontext, in dem der Betrug und die dreisten Lügen Cahuzacs, der sein ausländisches Konto solange mit verblüffender Überzeugungskraft bestritt, bis es die Justiz sowieso aufzudecken drohte, als Super-Gau erscheinen. Selbst wenn Hollande, der Premier- und der Finanzminister nichts von Cahuzacs doppeltem Spiel gewusst haben sollten, was viele bezweifeln, und sie schockiert und enttäuscht auf die Vergehen eines einzelnen schwarzen Schafes verweisen, fallen diese auf die Regierung zurück.

Ausgerechnet der Haushaltsminister parkte einen Teil seines Geldes im Ausland: Cahuzac erscheint wie das leibhaft gewordene Zerrbild des janusköpfigen Politikers, der für sich selbst andere Maßstäbe anlegt als für diejenigen, für die er entscheidet. Dabei war er angesehen über Parteigrenzen hinweg, galt als einer der brillantesten Politiker und überzeugendsten Redner, die Frankreich hat - doch wer soll ihm noch glauben? Und wenn nicht ihm, wem dann?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Nicht ohne Nachteil
Kommentar zur Wahlrechtsreform Nicht ohne Nachteil
Bekenntnis zur Truppe
Kommentar zum Veteranentag Bekenntnis zur Truppe
Wieder ein Endspiel?
Kommentar zur krieselnden Ampel-Koalition Wieder ein Endspiel?
Aus dem Ressort