Kommentar Die Landtagswahl in Hessen

Was eine kleine Partei so alles bewirken kann, selbst wenn es sie nicht mehr gibt: Die FDP fliegt auch aus dem hessischen Landtag, und plötzlich sind alle Türen offen. Für eine große Koalition, für eine schwarz-grüne Koalition und natürlich für eine rot-rot-grüne Koalition, jener Bündnisversuch, mit dem die SPD in Wiesbaden schon einmal eine Bauchlandung erlebte.

Hessen vorn? Der Slogan aus alten Tagen könnte eine überraschende Wiederbelebung erleben. Denn es hat sich einiges getan im Bundesland mitten in der Republik. Der neue Ministerpräsident Volker Bouffier, der sich noch zu Roland Kochs Regierungszeiten wie der selbst als konservatives Urgestein der Partei präsentierte, gab seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im Jahr 2010 den vermittelnden Landesvater.

Allen wohl und niemand weh - was jetzt ausgerechnet im einstigen Vorzeigeland der konservativen CDU mit Politikern wie Alfred Dregger und Walter Wallmann, der gestern am Wahltag gestorben ist, sogar ein schwarz-grünes Bündnis denkbar sein lässt. Die SPD hat mit Spitzenmann Thorsten Schäfer-Gümbel, der sich still und konsequent Ansehen im Land erarbeitet hat, deutlich mehr Zuwachs erzielt als sein großer Parteifreund Peer Steinbrück im Bund.

Doch er könnte dies gleich wieder einbüßen, wenn er im Industrieland Hessen jetzt einem rot-rot-grünen Bündnis die Hand reichen würde. Der Versuch dazu ist im traditionell roten Hessen - nicht erst seit Andrea Ypsilanti - schon fast Programm, die Versuchung also riesengroß.

Für Volker Bouffier hat sich gestern Abend dennoch ausgezahlt, dass er, ausgebufft, wie er ist, seine Landtagswahl auf den Tag der Bundestagswahl gelegt hat. Anders als für die FDP, die auch durch Bayern im Bund gescheitert ist. Für Bouffier hat gewissermaßen Angela Merkel die Kastanien aus dem Feuer geholt.

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