Kommentar Die Kosten der Pflege - Kind im Brunnen

Mehr als vier Millionen Menschen werden in einigen Jahrzehnten Pflege benötigen, entweder zu Hause in der privaten Umgebung oder in einem Heim. Heute sind es 2,5 Millionen. Die alternde Gesellschaft fordert ihren Tribut.

Die Fortschritte der Medizin, bessere Ernährung, Leben in relativer Sicherheit - dies alles schenkt vielen Menschen mehr Lebensjahre in Gesundheit. Mit steigendem Lebensalter aber steigt auch das Risiko, eines Tages auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Was wurde Norbert Blüm bekämpft, als er für einen neuen Zweig der Sozialversicherung warb, die Pflegekassen. Heute ist sich selbst ein FDP-Gesundheitsminister bewusst, dass sich die Politik um die Pflegekosten kümmern muss.

Denn was der Einzelne nicht tragen kann, muss in einem Sozialstaat die Gesellschaft übernehmen. Wobei immer die Frage ist, ob das dann Steuergelder sind oder eine Versicherungslösung zu wählen ist. Wer weiß, wie sehr die Kommunen bereits unter den Sozialkosten leiden, der wird für die Versicherungsvariante plädieren.

Mit seiner neuen Pflege-Zusatzversicherung dürfte Gesundheitsminister Daniel Bahr allerdings kaum Erfolg haben. Die Erfahrung mit der privaten Riester-Rente zeigt, dass Geringverdiener, die es am Nötigsten haben, die Beiträge für eine weitere Versicherung nicht aufbringen.

Es ist eine Fehlkonstruktion, wenn ausgerechnet diejenigen, die es sich leisten können, dann auch noch steuerlich gefördert werden. Leider ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, denn der "Pflege-Bahr" ist Gesetz.

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