Kommentar Die Klimaschutz-Konferenz - Stillstand

Es gibt internationale Konferenzen, da erwartet man selbst von der Abschlusserklärung nicht den Hauch einer Neuigkeit und noch nicht einmal beschönigende Worte wie "Ein Schritt in die richtige Richtung". Die 18. UN-Klimakonferenz gehört - leider - dazu. Sie hat am Montag im kleinen Katar, dem Staat mit der höchsten Freisetzung von Kohlendioxid (CO2) pro Einwohner, begonnen.

Dort soll eine Nachfolge für das Kyoto-Protokoll, das Ende 2012 ausläuft, oder zumindest die Grundlage dafür ausgearbeitet werden. Doch wer glaubt daran? Die 17 Jahre nach der ersten UN-Klimakonferenz in Berlin spiegeln eine jämmerliche Chronik des Vertagens und Verdrängens.

Vor drei Jahren hatte die Welt sich in Kopenhagen, es war die 15. Weltkonferenz mit wieder einmal rund 10 000 Regierungsvertretern und -experten, zu einem "Minimalkonsens" durchgerungen: Die Erderwärmung soll auf zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden. Bloß wie?

Tatsächlich eilt die vom herkömmlichen Wachstum auf fossiler Basis (Öl, Kohle, Gas) getriebene Weltwirtschaft von Jahr zu Jahr zu neuen Rekordwerten bei der CO2-Emission. Erfolgreicher als beim CO2-Verhindern und -Sparen waren die Konferenzen bei der Verständigung darüber, wie der arme Teil der Welt sich an die neuen, vom Klimawandel geschaffenen Lebensbedingungen anpassen kann.

Zumindest auf dem Papier haben die Täter eine Art Wiedergutmachungskonto mit 100 Milliarden Dollar eröffnet - für all jene, die übermäßig unter Dürren und Sintfluten leiden. Als Erfolg wurde gefeiert, dass ab 2013 Industriestaaten Teile des Regenwalds kaufen können, um ihn vor Abholzung zu schützen.

Folgt man Studien, heißt der künftige Feind des Tropenwaldes nicht Axt oder Feuer, sondern Temperatur. Das einst vereinbarte Zwei-Grad-Ziel ist nur noch theoretisch zu erreichen. Die Menschheit befeuert das Weltklima zurzeit so intensiv, dass Ende des Jahrtausends vier Grad mehr wahrscheinlich sind, was für die Tropen plus sechs Grad bedeuten würde. Zu viel für den Regenwald.

Vor diesem Hintergrund erstaunt die Verzagtheit der Welt, ihren Horizont über Wahlen und Bruttosozialprodukt hinaus zu weiten. Der zum Klimaschutz bereite Teil wartet auf China und die USA und auch ein bisschen auf Indien. So lange diese CO2-Schwergewichte ihren Kurs nicht ändern, braucht es auch keine Konferenzen.

Barack Obama kann innenpolitisch nicht, und China und Indien verweisen regelmäßig auf die CO2-Sünden der alten Industrienationen und insbesondere der USA in der Vergangenheit, die bei künftigen Einsparzielen zu berücksichtigen seien. Daran hat sich im Kern seit Jahren nichts geändert. Der Stillstand beim Klimaschutz erscheint wie zementiert, dabei wird der globale Klimawandel immer spürbarer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Demokraten zeigen Zähne
Kommentar zur Situation der AfD Die Demokraten zeigen Zähne
Zum Thema
Aus dem Ressort