Kommentar Deutschland/Großbritannien - Im Namen Europas

Eine Europäische Union ohne Großbritannien - ginge das? Es ginge, aber es wäre schlecht für Europa, sehr schlecht sogar.

Großbritannien wird sein Pfund nicht opfern, auch nicht zum Rechtsverkehr übergehen oder Zuhause deutsche Sozialstandards einführen, um europäischer zu werden als es für das eigene Befinden gut ist. Großbritannien ist eine Insel. Mit allen Eigenarten. So verhält es sich im politischen Kontext, so fühlen viele seiner Bürger, die aber irgendwie spüren, dass es besser ist, den Draht nach Europa nicht zu kappen. Anders lässt sich der deutliche Wahlsieg des konservativen EU-Befürworters David Cameron kaum deuten.

Cameron hat auch gewonnen, weil er seinen Landsleuten versprochen hat, sie über den Verbleib des Landes in der EU abstimmen zu lassen. Das ist Bürde und Hürde zugleich. Deutschland wie Frankreich werden als Zugpferde des europäischen Projektes alles tun, Großbritannien in der Gemeinschaft zu halten. Die vernetzte Welt ist zu labil und Europa ohne Großbritannien mit seinem privilegierten anglo-amerikanischen Netzwerk zu schwach, um im globalen Wettbewerb auf Dauer zu bestehen.

Cameron strebt nach mehr Eigenständigkeit der EU-Mitgliedstaaten. Mehr London, weniger Brüssel - damit ließe sich Zuhause gut werben. Dazu ist er jetzt in wichtige europäische Hauptstädte gereist. Merkel wird Cameron nicht alleinlassen. Sie glaubt an die EU als Friedensprojekt. Eine Vertragsänderung wäre eine vergleichsweise läppische Angelegenheit, wenn man nur den Krieg in der Ukraine dagegen setzt.

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