Kommentar Der neue WDR-Intendant - Vorschusslorbeeren

So viel zu lachen wie am Mittwochabend wird der neue WDR-Intendant Tom Buhrow schon bald nicht mehr haben. Denn was da als neue Aufgabe auf ihn zukommt, ist Schwerstarbeit. Das Glück des bisherigen Tagesthemen-Moderators ist, dass es im WDR eigentlich nur besser werden kann.

Denn unter der Intendantin Monika Piel hat das Flaggschiff der ARD deutlich an Ansehen und Einfluss verloren. Das gilt für fast alle Bereiche: Der größte Sender ist der WDR ganz gewiss, der innovativste, der kreativste, der finanziell und strukturell aufgeräumteste ist er ganz gewiss nicht. In vielem ähnelt er der SPD, von der ihr Vordenker Peter Glotz mal gesagt hat, sie sei ein Tanker, dessen Kurs nur langsam korrigiert werden könne. Neben dem Glück, dass es nur besser werden kann, hat Tom Buhrow einen zweiten entscheidenden Vorteil: Er ist mit einer überraschenden und einer überraschend großen Mehrheit, mit 41 von 47 Stimmen, gewählt worden.

Das ist ein Pfund, mit dem er jetzt wuchern muss. Das ist ein Rückhalt, der ihn aus Grabenkämpfen und Parteiproporzgeplänkeln heraushalten kann. Die Rundfunkräte haben damit das klare Signal gegeben: Sie wollten nach Friedrich Nowottny und Fritz Pleitgen wieder einen profilierten Journalisten, einen, der dem WDR wieder ein Gesicht gibt. Einen, der Kommunikation versteht und Kooperation. Buhrow weiß selbst am besten, wie hoch die Erwartungen sind, wie groß die Herausforderungen. Am Mittwoch gab es dafür nur die Vorschusslorbeeren.

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