Kommentar Der Prozess gegen Uli Hoeneß - Der erste Joker
Uli Hoeneß ist kleinlaut. Die "Abteilung Attacke" steckt tief in der Defensive. Der Macher des FC Bayern München erfährt dieser Tage, was sein Lebenswerk, das erfolgreichste deutsche Fußball-Unternehmen, schon lange nicht mehr kennt: Er muss um Schadensbegrenzung kämpfen. Konkret heißt das für Hoeneß: gegen eine Gefängnisstrafe.
Auch als im Ton leise gewordener ehemaliger Lautsprecher sorgte Hoeneß am Montag beim Prozessauftakt in München für einen Paukenschlag. Er räumte einen um mehr als 15 Millionen Euro höheren Steuerbetrug als bisher angenommen ein, in der Summe also mindestens 18,55 Millionen. Das ist ein starkes Stück. Vor allem für einen, der jahrelang das Finanzgebaren ausländischer Clubs heftig kritisiert hat. Wegen mangelnden Fair Plays, das er privat zugegebenermaßen zur gleichen Zeit mit Füßen getreten hat.
Es erscheint schwer vorstellbar, dass ein gewiefter Manager wie Hoeneß ohne Strategie vorgeht, wenn es um seine Haut geht. Sie ruht auf den Säulen Reue, Wohltäter-Status und Unwissenheit. Sein Verteidiger Hanns W. Feigen, der Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel vor dem Freiheitsentzug bewahrte, hat mit dem gestrigen Super-Eingeständnis den ersten Joker ausgespielt.
Richter Rupert Heindl muss bewerten, ob die bislang nicht bekannte Super-Dimension der Steuerhinterziehung die Strafe erhöht - oder am Ende wegen der freiwilligen Preisgabe sogar strafmildernd auszulegen ist. Juristisch ist vieles denkbar. Am Ende muss ein Urteil stehen, das die Rechtsordnung stärkt.