Kommentar Der Freispruch im Fall Trayvon Martin - Traum und Albtraum

WASHINGTON · In wenigen Wochen feiern die USA das 50. Jubiläum einer der wirkungsmächtigsten Reden aller Zeiten. "I have a dream", der Satz, den der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King 1963 in Washington sprach, destilliert wie kein anderer das Sehnen nach Gleichbehandlung und Überwindung der Schranken zwischen den Rassen.

Und noch immer wecken Fälle wie die unheilvolle Begegnung von Trayvon Martin und George Zimmerman Zweifel, ob die USA Kings Traum jemals verstehen und zu leben lernen.

Man muss das Unterholz der komplizierten juristischen Details für einen Moment verlassen, um die Dimension dieses das Land spaltenden Freispruchs zu erahnen: Ein schwarzer, unbewaffneter und unbescholtener Teenager wird erschossen, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Der Schütze bleibt auf freiem Fuß. Entschieden hat es eine ausnahmslos weiße Jury. Gerechtigkeit made in USA.

[kein Linktext vorhanden]Die katastrophalen Fehler sind vorher passiert, sie sind Teil der nationalen DNA. Die latente Angst vorm schwarzen Mann, die fahrlässig freie Verfügbarkeit von Waffen und Gesetze, die Selbstjustiz fördern und mit Straflosigkeit honorieren, haben Trayvon Martin auf dem Gewissen.

Zur Frage, welche Rolle der Faktor Rasse spielte, nur dies: Zimmerman hat einen Menschen getötet. Er ist weiß. Und frei. Marissa Alexander, eine Schwarze, ist jüngst ebenfalls in Florida verurteilt worden. Sie hatte Warnschüsse abgegeben, um ihren prügelnden Mann auf Distanz zu halten. 20 Jahre Haft. Aus Martin Luther Kings Traum wird in den USA oft ein Albtraum.

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