Kommentar Christian Wulff vor Gericht - Eine zu kleine Münze

Bonn · Ein Rechtsstaat kann sich lächerlich machen. Ein Ex-Bundespräsident auch. Beides ist derzeit in Niedersachsen zu besichtigen. Niedersachsen können, wie Westfalen, Sturköpfe sein. Wie sie gerade beweisen.

Christian Wulff möchte beweisen, dass er als Politiker nichts Strafbares getan hat. Dabei geht es nicht mal mehr um Verfehlungen aus seiner Zeit als Bundespräsident, die vergangenes Jahr so abrupt endete, sondern aus den Tagen als Ministerpräsident in Hannover. Formal geht es um 719,40 Euro Übernachtungskosten, aus denen die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der Vorteilsnahme macht.

Nun hat sich Christian Wulff, besser das damalige Ehepaar Wulff, nach allem, was man weiß, nach Kräften und dennoch unbeabsichtigt darum bemüht, ein ganz und gar nicht schmeichelhaftes Bild von sich zu malen. Von Vorteilen hier, kleinen Vergünstigungen dort, dem einen oder anderen Mitnahmeeffekt. Aber die Vorstellung, dass ein Christian Wulff wegen eines Hotelaufenthaltes ein Geschäftsprojekt entscheidend fördert, ist denn doch vielleicht eine zu kleine Münze.

Trotzdem wird demnächst verhandelt. Verhandelt in den Augen des Ex-Bundespräsidenten um etwas, was vor Gericht nicht verhandelbar ist: um seine Ehre. Sein Ansehen aber hat er - im Verein mit seiner früheren Frau - selbst ruiniert. Er hat in einem nicht für möglich gehaltenen Ausmaß x-mal demonstriert, dass er für das Amt des Bundespräsidenten leider nicht das nötige Format hatte. Und dieses fehlende Format kann er nicht einklagen - vor keinem deutschen Gericht.

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