Kommentar Debatte um Waffengesetz in den USA - Fataler Mythos

Der US-Debatte um schärfere Waffengesetze kann man nicht mit Kategorien wie Fakten, Vernunft und Einsicht beikommen. Wer unterhalb der Ebene "Kulturkampf" einsteigt, um zu begreifen, welchen tödlichen Irrsinn sich die führende Nation der Welt leistet, wird scheitern.

So wie voraussichtlich auch Präsident Obama. Was er im Licht der Tragödie von Newtown gestern vorgelegt hat, reicht für US-Verhältnisse weit, ist in seiner Wirksamkeit jedoch arg limitiert und wird trotzdem aller Voraussicht nach im politischen Räderwerk bis zur Unkenntlichkeit zermahlen.

Der Grund ist ein Mythos, den die Geschichte in Europa zum Glück weitgehend zerstört hat: der Glaube an den Nutzen eines individuellen Freiheitsrechts, das ohne eine geladene Flinte unter dem Bett nicht auskommt.

Dabei hatten die Gründerväter vor zwei Jahrhunderten mitnichten im Sinn, was heute Alltag ist: 300 Millionen Waffen in Privathaushalten und eine der höchsten Raten von Schusswaffen-Toten weltweit. Über 30.000 jedes Jahr. Dass sich daran nichts ändert, dass die Amerikaner systematisch weiter wettrüsten dürfen, dafür sorgt der verlängerte Arm der Waffenindustrie, die National Rifle Association (NRA).

Dutzende Volksvertreter zittern vor dem finanzstarken Verband, der jede Verwässerung des in der Verfassung geschützten Rechtes auf Waffenbesitz im Keim erstickt. Die NRA, das sind nicht die Radikalen, das ist die gesellschaftliche Mitte. Diese Mitte begeht nach jedem Massaker eine Tat, die am Ende zu noch mehr Toten führen wird: Sie kauft mehr Waffen. Da kann man nur noch in Deckung gehen.

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