Kommentar Das neue Waffenregister - Überfällig

Es geht also auch anders! Was Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gestern zum Entwicklungsstand des neuen nationalen Waffenregisters mitgeteilt hat, ist aus zwei - ganz gegenläufigen - Gründen sehr bemerkenswert.

Erstens: Die Bundesrepublik Deutschland ist diesmal Vorreiter in Europa. Sie erfüllt die europäische Waffenrichtlinie, nach der alle EU-Staaten zu diesem Register verpflichtet sind, zwei Jahre früher als vorgeschrieben. Das ist deshalb bemerkenswert, weil sich Deutschland im EU-Kontext ansonsten oft zurückhält, Fristen verstreichen lässt oder Vorgaben gleich gar nicht erfüllt.

Das verträgt sich schlecht mit der Rolle des europäischen Musterknaben, wirft aber ein bezeichnendes Licht auf den Ernst (oder Unernst), mit dem zuweilen europäische Belange in Berlin beachtet werden. Diesmal also ist es anders und somit vorbildlich.

Das ist - zweitens - auch das richtige Stichwort für das neue Register. Denn, was man nach den Amokläufen von Erfurt oder Winnenden, bei denen 2002 17 und 2009 16 Menschen umkamen, ahnte und was sich dann auch als Realität herausstellte, konnte so nicht bleiben: 550 lokale Behörden kümmern sich derzeit in Deutschland um die Registrierung von Waffen.

Das allein wäre schon schlimm genug, aber diese Ämter sind noch nicht einmal untereinander vernetzt. Wenn man sich vor Augen hält, was hierzulande alles zentral registriert wird (Verkehrssünden etwa), dann ist das nationale Waffenregister also ein überfälliger Schritt.

Übrigens auch ganz ohne Druck oder Vorgabe aus EU-Europa.

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