Kommentar Chaos der Zahlen

Drei Statistiken, drei unterschiedliche Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung in der Region: Da fällt es wahrlich schwer, den Überblick zu behalten. Müssen die Verantwortlichen der Region Bonn/Rhein-Sieg nun einem Bevölkerungsrückgang begegnen?

Oder sich doch eher auf ein Wachstum vorbereiten? Fragen, die von existenzieller Natur sind. Der Grund für die konträren Aussagen ist schnell ermittelt: Die Statistiken basieren auf unterschiedlichen Quellen. Das erklärt, warum die IHK-Studie der Region einen Bevölkerungsrückgang attestiert, Bertelsmann-Stiftung und IT NRW indes ein Wachstum, wenn auch ein unterschiedlich starkes. Wer welche Zahlengrundlage wählt, und dann wie damit weiterrechnet, ist kaum zu entwirren.

Kreis und Bertelsmann-Stiftung setzen auf die Daten des früheren Statistischen Landesamtes. Die wiederum fußen auf dem Zensus 2011 und seine Fortschreibung. Vor vier Jahren wurde die Bevölkerung tatsächlich gezählt - und die reale Zahl der Einwohner definiert. Daher scheint es auch die einzig sinnvolle Lösung, alle weiteren Berechnungen und Prognosen auf eben diese Zahlen und ihre Fortschreibung aufzubauen.

Dass die fortgeschriebenen Daten der Volkszählung von 1987 nicht der realen Entwicklung entsprechen, zeigt der Vergleich: Während der Kreis nach diesen Berechnungen zum 30. Dezember 2011 die 600.000-Einwohner-Grenze geknackt hätte, lebten laut Zensus 2011 zum Stichtag dann doch nur 579.594 Einwohner im Kreis. Ein Ausweg aus dem Chaos der Zahlen würde nur die Festlegung auf eine Quelle und ein Verfahren bringen. Das ist aber nicht in Sicht.

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