Kommentar Bundespräsidenten und Buchpremieren - Bettina und der Wulff

Es war einmal eine PR-Agentin, die half dabei, Reifen zu verkaufen. Auf einer Auslandsreise verliebte sie sich in ihren Prinzen, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Das Schicksal meinte es gut mit der jungen Frau und ihrem Auserwählten. Er war schon bekannt, sie wurde es.

Sie sonnten sich im Glanz der Boulevardpresse und begüterter Freunde, gaben bereitwillig Einblicke in ihr Privatleben. Das junge Glück rief Neider auf den Plan, es gab erste Sticheleien, wahre oder unwahre Behauptungen - wer weiß ? -, doch das Schicksal meinte es immer noch gut mit dem jungen Paar.

Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt. Der junge Mann wurde über Nacht Präsident, seine noch jüngere Frau folglich First Lady der Bundesrepublik, die Vorwürfe häuften sich, nach nicht mal 18 Monaten war Schluss mit Bundespräsident und First Lady. Es waren, keine Frage, harte Monate, es folgten Monate der Stille, der professionellen (therapeutischen) Hilfe.

Dann wurde es wieder lauter, öffentlicher. Der Ex-Präsident zeigte sich der Öffentlichkeit und die reagierte verschreckt: Er war hager, grau, um Kilos abgemagert. Die Ex-First Lady ging eigener Wege, gründete eine PR-Agentur, zeigte sich wieder in der Öffentlichkeit - und packte aus. Wenn man so will: Bettina Wulff begann, ihre Sache zu verkaufen.

Sie schrieb ein Buch, und kaum konnte es über den Ladentisch schauen, gab es Nachrichten von Klagen der Ex-Präsidenten-Gattin gegen Google und einen Fernsehmoderator über Vorgänge, die zum Teil weit, weit zurückliegen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Muss er auch gar nicht.

Denn Bettina Wulff machte fortan Tag für Tag allen klar, dass sie es so wollte. Interview in der "Gala" und im "Stern", in der "Brigitte" und der "Bunten". Und jeder bekommt seine Geschichte. Frei Haus. Über Eheprobleme, über die Söhne, über ihr Leben, garniert mit Vorwürfen gegen Christian, ihren Mann. Die Autobiografie steigt ein mit dem Satz einer ihrer Söhne: "Mama, habt ihr gelogen?" Was will man mehr?

Man will von dieser Geschichte, so weit sie privat ist, eigentlich gar nichts wissen. Aber man will vielleicht doch festhalten, dass hier jemand aus freien Stücken sich selbst zu Markte trägt. Eine "professionelle Tragödie" nennt ein Kommunikationsexperte diese Strategie, er spricht von peinlich eitlen PR-Kaspereien. PR sagt er, habe bei ihr zunächst für Party und Reisen gestanden, jetzt stehe es für Panik und Rache. Wie recht er hat!

Bettina Wulff ist dennoch PR-Frau genug um zu wissen, was sie jetzt tut. Sie, kein anderes Medium, zerrt ihre Kinder in die Öffentlichkeit, gibt Gerüchten über den Zustand ihrer Ehe neue Nahrung, befördert den Verkauf ihres Buches. Das kann man tun, aber man darf sich dann nicht beklagen. Wie damals auch nicht, als es begann. Es war einmal...

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