Kommentar Bonner Studie zum Betreuungsgeld - Verführerische Prämie

Eine moderne Familienpolitik sorgt für ein flächendeckendes Kita-Angebot - und dafür, dass Eltern davon auch Gebrauch machen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln hat jüngst gezeigt: Kindern eröffnen sich durch den längeren Besuch einer Betreuungseinrichtung bessere Bildungschancen.

Die Wahrscheinlichkeit, später ein Gymnasium zu besuchen, erhöht sich. Und: Alleinerziehende haben deutlich bessere Chancen, einem Job nachzugehen. Das Armutsrisiko für Mutter und Kind sinkt dadurch dramatisch. Es ist vor diesem Hintergrund traurig, dass große Teile von CDU und CSU weiter an dem Betreuungsgeld festhalten wollen, obwohl es - wie nun eine von Bonner Forschern veröffentlichte Studie zeigt - völlig falsche Anreize setzt.

Die in Thüringen eingeführte "Herdprämie" hat demnach vor allem Bildungsferne, Alleinerziehende und Familien mit niedrigem Einkommen dazu ermuntert, die staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und dafür dem Arbeitsmarkt (weiter) fernzubleiben. Dabei würden ihre Kinder am meisten von einem Kita-Besuch profitieren: kurzfristig durch die professionelle, fordernde Betreuung und langfristig durch eine bessere wirtschaftliche Situation zu Hause.

Denn gerade Geringqualifizierte kommen auf dem Arbeitsmarkt besser zurecht, wenn die Jobpausen nicht zu lang werden. Leider haben sich in Thüringen der Bonner Studie zufolge viele Eltern vom Betreuungsgeld verführen lassen, weil dieses bis zu 20 Prozent ihres Einkommens ausmachte.

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