Kommentar Bahnlärm: Frage der Toleranz

Keine Frage: Lärm kann krank machen. Darüber gibt es belastbare Untersuchungen. Und jeder, der in der Einflugschneise eines Flughafens oder an einer Hauptverkehrsstraße wohnt, kann davon ein Lied singen.

Gerade in einer dicht besiedelten Region wie der unseren zählt der Verkehrslärm von Autos, Güterzügen oder Flugzeugen zu den schlimmsten Störfaktoren.

Aber Hand aufs Herz: Ist nicht jeder Bürger zugleich auch eine potenzielle Lärmquelle? Pendeln nicht gerade diejenigen, die auf dem Lande wohnen, mit dem Auto an den Arbeitsplatz? Freuen sich nicht alle über gute Verkehrsverbindungen - sei es mit dem Zug nach Hamburg oder mit dem Flieger nach Mallorca? Und zählt nicht die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln zugleich zu den wichtigen Standortfaktoren, die Arbeitsplätze schaffen und eine Region attraktiv halten?

Darüber hinaus kann gerade Bonn als Beispiel dafür dienen, was geschieht, wenn Einzelne und ihre schwindende Lärmtoleranz dafür sorgen, dass in einer Stadt nur noch ganz leise gefeiert werden darf. Klangwelle und Kunstrasen lassen grüßen. Schlimmer sieht es aus, wenn selbst spielende Kinder von den Nachbarn nur noch als Geräuschbelästigung wahrgenommen werden.

Ein vielschichtiges Thema, dieser Lärm, weil er eben nicht nur ein Krankmacher ist, sondern zugleich auch ein Gradmesser dafür, wie eine Gesellschaft miteinander umgeht. Was also tun? Zunächst natürlich dafür eintreten, alles technisch mögliche zu tun, um Lärm zu mindern. Und ab und zu eben trotzdem mal ein Auge zudrücken. Oder ein Ohr.

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